Die Knappenwand im Untersulzbachtal

Geschichtliches über die Epidotfundstelle Knappenwand

Die Geschichte der Knappenwand beginnt mit Alois Wurnitsch, der 1865 beim Steinsuchen auf die Amphibolitlinse im vorderen Untersulzbachtal stieß. Er fand stängelige, lose Epidotkristalle, grub nach und stieß auf einen Hohlraum mit wirr durcheinanderstehenden Epidotkristallen. Etliche dieser Kristalle nahm er mit und verkaufte sie seinem Freund, dem Mineralienhändler und Schneidermeister aus Innsbruck Andreas Bergmann.

Etwa um 1867 dürfte nach überlieferten Angaben der Freund von Alois Wurnitsch – der Innsbrucker Schneidermeister und Mineralienhändler Andreas Bergmann mit ersten Aufschluss- arbeiten begonnen haben.

Die ersten Arbeitswochen blieben ergebnislos und Bergmann hatte schon Schwierigkeiten, die Lohngelder für die Arbeiter aufzubringen, da stellte sich in der dritten Woche der Erfolg ein. Und zwar in einem Ausmaß, wie es sich selbst der optimistischste Steinsucher nicht erwarten hätte können. Der Bohrer fiel plötzlich in einen Hohlraum und man öffnete vorsichtig die Kluft. Dann kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Einer der größten Hohlräume war angefahren worden und das Tageslicht ließ die Epidote und die Byssolithe funkeln und glitzern.Man kann sich gut vorstellen, von welcher Ehrfurcht und auch Neugier – denn sicherlich wollte jeder einen Blick auf die Schönheit werfen – die Leute damals erfasst worden sind.

1869 berichtet Aristides Brezina, Mitarbeiter des k.k Mineralogischen Hof-Cabinets in Wien, von Epidoten bis zu 13 cm Länge. Außerdem spricht er von über tausend auserlesenen Epidotkristallen und beschreibt in der Folge auch Scheelitkristalle.

In der ersten Abbauperiode unter Andreas Bergmann blieben durch behutsame Abbauweise die Stufen in den Klüften von massiven Erschütterungen verschont und konnten deshalb meist ohne Beschädigungen geborgen werden. Er muss also ein enormes Maß an Geduld und Ausdauer mitgebracht haben, denn der Amphibolit (das Muttergestein) ist ungeheuer hart und zäh.

Nach den ersten großen Erfolgen wurde der Abbau immer schwieriger, die Abbaukosten überstiegen den Erlös, sodass Andreas Bergmann den Pachtvertrag ca. 1880 löste. Aus dieser Periode stammen die besten Epidotstufen.

Nach Bergmann scheinen der Kaufmann Carl Steiner, der Gastwirt Jakob Viehhauser und der Neukirchner Postwirt Albert Schett als Pächter auf.

Der Bramberger Krapflbauer Alois Hollaus arbeitete in der Folge (1903 – 1905) mit einem Gehilfen in der Knappenwand. Ihm erging es ähnlich wie Bergmann. Erst nach einer langen Zeit ohne Funde stellte sich der Erfolg ein. Die Epidotstufen einer großen Kluft wurden in neun Buckelkörben, in die man Heu füllte und obenauf die empfindlichen Steine packte, ins Tal getragen. Alois Steiner sen. hatte noch beobachtet, wie Alois Hollaus, der in seiner Nachbarschaft wohnte, die wertvollen Epidotstufen auf dem Geländer seines Balkons deponiert hatte. 1905 beendete er die Arbeiten, weil seiner Meinung nach keine einträglichen Funde mehr zu erwarten waren.

Karl Wurnitsch, der Sohn des Knappenwandentdeckers Alois Wurnitsch, übernimmt den Pachtvertrag von 1909 bis 1913.

Wurnitsch verlor unglücklicherweise bei der Abbauarbeit durch einen Steinsplitter sein linkes Auge.

Auf eine Zeit des vorsichtigen Abbaus folgte durch Nicolussi eine ziemlich gewaltsame und von wenig Verständnis für die Mineralien getragene Abbaumethode.

Er ließ bis zu 62 Bohrlöcher in das harte Gestein treiben, lud ordentlich Dynamit hinein und vergrößerte den kleinen Abbau mit diesen Großsprengungen zu einer gewaltigen Höhle.. Nicht nur die Epidote des unmittelbar betroffenen Bereiches wurden zerstört, die Erschütterungswellen, die sich im Gestein fortpflanzten, führten auch zur Vernichtung von Mineralien, die erst Jahrzehnte später gefunden wurden. Wenn in der Knappenwand gesprengt wurde, dann hat in Neukirchen der Kirchturm gewackelt!

Dennoch sollen von Nicolussi auch ausgezeichnete Stufen gefunden und nach Italien gebracht worden sein.

Danach (nach 1922) kehrten wieder ruhigere Zeiten in der Knappenwand ein.

Den nachfolgenden Pächtern war kein allzu großer Erfolg beschieden. Nicolussis grobe Arbeitsmethode hatte einfach zu viel vernichtet.

Nach Anton Berger übernahm von 1934 bis 1935 der mineralienkundige Oberlehrer Hugo Ullhofen die Knappenwand. Nach dem zweiten Weltkrieg von 1946 bis 1948 arbeitete Leo Eiter an der Fundstelle. Als letzte Pächter scheinen Kajetan Stockmaier und Ehrenreich Schuchter auf. Sie fanden allerhand gute Epidotstufen

 

1956 verlängerten die Österreichischen Bundesforste die Pacht nicht mehr.

Die letzten 25 Jahre

Erst im Jahr 1977 gelang es dem Naturhistorischen Museum Wien für das „Forschungsprojekt Knappenwand“ von den Bundesforsten einen Pachtvertrag auf zehn Jahre zu erhalten, nachdem von 1973 an die Vorbereitungsarbeiten in Angriff genommen worden waren. Als Leiter des Projektes konnte Dr. Robert Seemann gewonnen werden. Eine neue Unterkunftshütte und eine Transportseilbahn wurden errichtet. Die Zielsetzung bildete aber diesmal nicht die Auffindung möglichst vieler Klüfte, sondern es sollten Mineralvergesellschaftungen, Bildungsbedingungen, Vergleichsfundstellen, Gesteinsabfolgen, etc. erforscht werden. Das Team des Naturhistorischen Museums schaffte die Öffnung von 70 Klüften.

1987 wurde der Pachtvertrag auf weitere 5 Jahre verlängert. Seit 1992 besteht wiederum ein Pachtvertrag zwischen dem Zukunftskollegium Neukirchen und dem ÖBF. Der wurde dazu genutzt, dass man den „Knappenweg Untersulzbachtal“ eröffnete, von dem die Knappenwand einen Teil bildet. Mit 1.1.1998 verlängerte man diesen Vertrag auf weitere 10 Jahre. Die Steinsucher Franz Gartner, Josef Brugger und die Brüder Gerhard und Hannes Hofer haben in monatelanger mühsamer Arbeit das tonnenweise abgelagerte Gestein umgeschichtet um an der Abbausohle eventuell wieder an Gesteinsschichten heranzukommen, die auch Epidotklüfte enthalten.

Die gewaltige Höhe des Abbaus und die Gefahr, dass durch das Herabstürzen brüchiger Gesteinspartien jemand zu Schaden kommt, erforderten umfangreiche Sicherungs-arbeiten. Ein Sicherungsstollen und zahlreiche Felsanker geben nun besseren Schutz.

Nach diesen umfangreichen Vorarbeiten konnte man sich nun auf den Abbau konzentrieren und es gelang auch wie erhofft einige Klüfte zu öffnen.

Mittels Videokamera und Fotoapparat werden alle entscheidenden Arbeitsschritte und Funde bildlich fest-gehalten, dokumentiert und archiviert.

Im Februar 2004 glückte der Fund einer prachtvollen Epidotstufe.

Text: Burgsteiner Erwin, Mosser Erich

Traumstufe aus dem Jahr 2003
Knappenwand 1909
Die Kluft von innen um 1930
Karl Wurnitsch (auf dem Gerüst), Hubert Russegger und OSR Erwin Unterwurzacher (im Knabenalter)
Peter Trojer (Schwabreitbauer) und Karl Wurnitsch (sitzend) in den 30iger Jahren
Bau einer Unterkunft Ende der 70iger Jahre
"Knappenwandzeit" des Naturhistrischen Museums Wien - Mitte der 80iger Jahre Hannes Hofer und Franz Gartner im neu errichtetn Stollen (2001)
Hannes Hofer reinigt mit Hilfe von Druckluft den Boden der Knappenwand, um den Verlauf der Gesteinsformationen besser erkennen zu können
Das Aplitband ist hier ca. 1 Meter breit

Bilder: Burgsteiner Erwin