Smaragdsuche im Habachtal:

Seit dem großen Murenabgang im August 2002, bei dem das Gasthaus Alpenrose verschont blieb, ist es für jedermann leicht möglich, Smaragde ohne große Anstrengungen zu finden. Natürlich liegen die Edelsteine nicht vor den Füßen und es braucht genauso viel Geduld und Ausdauer wie früher, wenn man ein grünes Steinchen in den Händen halten will.
Das Gasthaus Alpenrose kann man zu Fuß vom Parkplatz in Habach (ca. 2 km westlich von Bramberg) in etwa 1,5 Stunden erreichen. Wer es bequemer haben will, kann auch das Taxi der Firma Innerhofer in Anspruch nehmen. Zwischen 8,00 und 8,30 Uhr fahren Busse ins Tal, um 17 Uhr kann man wieder mit dem Taxi zurückkehren.
Es ist ratsam, die Ausrüstung sorgsam zu wählen. Gutes, wasserabweisendes Schuhwerk (ev. auch Gummistiefel) sind die Voraussetzung für die ausdauernde Suche, denn man steht häufig im kalten Wasser des Leckbaches. Zusätzlich trägt man im Rucksack auch Jause, Getränk, Regenschutz und ein Erste-Hilfe-Paket mit.
Dann muss man unbedingt ein Metallsieb mitführen (oder sich beim Wirt des Gasthauses Alpenrose eines ausleihen und auch wieder dort zurückgeben) (Maschengröße etwa 3 mm), denn die Smaragde liegen im sandigen Schutt des Baches und müssen heraus gewaschen werden. Um das Material hinter dem Sieb zu lockern, braucht man eine Haue oder einen Pickel. Für den Notfall tut es auch ein alter Eispickel (der kurze Stiel wird aber Kreuzschmerzen verursachen). Mit einer Maurerkelle oder einem ähnlichen Gerät zieht man das gelockerte Material über das Sieb, über das auch Wasser fließen muss. Das Sieb soll so eingebaut sein, dass eine passende Wassermenge das Material ausschwemmt und dass vor allem nichts daneben oder dahinter abfließt (es könnten sonst Smaragde verloren gehen). Danach kann die Feinsuche beginnen. Mit der Kelle zieht man eine dünne Materialschicht über das gesamte Sieb, sodass das Wasser die Schmutzteile sofort ausschwemmt und man das Grün eines Smaragdes nicht übersieht. Große Steine werden – sofern es sich nicht um Glimmerschiefer (= Muttergestein der Smaragde) handelt – händisch entfernt, ohne dass man dabei den in der Nähe Siebenden gefährdet. Smaragde kann man meist ganz schnell erkennen, nur manchmal täuscht grünes Serpentingestein, ein Teil eines Strahlsteines oder ein Grashalm den eifrig Suchenden. Findet sich kein Smaragd in der gewaschenen Schicht (das kommt auch vor), so streift man dieses taube Gestein über das Sieb. Dann wiederholt man diesen Vorgang und mit der Zeit wird sich der ein oder andere Erfolg einstellen. Immerhin wurden schon großartige Funde auf diese Weise getätigt.
Besonderes Augenmerk sollte man aber den Glimmerschieferbrocken widmen, denn die können Smaragde in sich bergen. Feiner, grauer, tektonisch beanspruchter Glimmerschiefer führt am ehesten schöne Smaragde. Genauso kann aber auch brauner, schwarzer und talkig-weißer Glimmerschiefer Smaragde enthalten. Solche Steine zerschlägt man vorsichtig mit Hammer und Meißel. Damit man die Smaragdkristalle nicht verliert, nimmt man am besten ein verschließbares Döschen mit (ev. Filmrolle), denn im Hosensack verschwinden sie unweigerlich.
Immer wieder einmal wird auch ein Pyritwürfel auf dem Sieb zu finden sein. Diese sind meist würfelig, goldglänzend und manchmal auch braun oxydiert. Auch in Gneisfelsen kann man Pyrite beobachten, diese zerschlagen und mit etwas Glück findet sich eine prächtige Pyritstufe.
Neben dem beschriebenen Werkzeug sollte man noch Zeitungspapier mitnehmen, damit man die Smaragd-, Pyrit- oder Aktinolithstufen (= Strahlstein) schonend nach Hause tragen kann. Will man dem ursprünglichen Smaragdvorkommen in einer ungefähren Seehöhe von 2200 m näher kommen, so kann man auch auf die eben beschriebene Art und Weise im Blockschutt des sogenannten „Sedls“ (knapp oberhalb der Waldgrenze auf der linken Seite des Steiges) nach Smaragden graben. Man folgt dem gut sichtbaren Steig auf der rechten Seite des Leckbaches von der Alpenrose aus. Die Gehzeit beträgt gut eine Stunde. Das Gelände dort ist steiler und birgt somit alpine Gefahren. Dennoch ist ein Aufstieg allein schon wegen der schönen Bergwelt lohnend. Die Chancen Smaragde zu finden sind etwa gleich groß wie auf der Mure neben der Alpenrose.
Der Aufstieg zum Smaragdbergwerk (ca.2,5 Std. vom Gasthof Alpenrose) ist eigentlich nicht empfehlenswert. Das Gelände in der Leckbachrinne ist sehr steil und durch das ständige Arbeiten verschiedener Leute kommt es immer wieder zu (teils heftigem) Steinschlag. In den letzten Jahren kamen auch große Massen von Gestein vom Nasenkopf und eigentlich ist es verwunderlich, dass es hier noch kein ganz großes Bergunglück gegeben hat. Zudem ist unterhalb des Bergwerks das Gestein durch den Talkanteil extrem rutschig und glitschig. Das Bergwerk kann man ohnehin nicht betreten, denn das Sicherheitsrisiko wäre viel zu groß. Interessiert man sich für Smaragde und Mineralien des Habachtales, so kann man sich eingehend und umfassend informieren:

    Tourismusbüro Bramberg
    Museum Wilhelmgut Bramberg
    Private Mineraliensammler
    Mineralienführungen
    Literatur
    Internet

Der Bereich der Leckbachrinne mit dem Smaragdvorkommen liegt zwar im Nationalpark Hohe Tauern, befindet sich aber nicht in der Kernzone (sondern in der Außenzone). Somit kann man hier nach Steinen suchen.
In der Kernzone (der größte Teil des Habachtales liegt in der Kernzone) gelten strenge Auflagen und das Steinsuchen ist dort grundsätzlich untersagt. Eine Genehmigung wird nicht erteilt. (Genaue Auskünfte gibt die Nationalparkverwaltung)
Auf jeden Fall bitten wir inständig um einen sorgsamen Umgang mit der Natur. Es sollte kein Müll oder Abfall, kein gebrochenes Werkzeug, kein Eimer oder Sieb zurückgelassen werden. Unterlassen Sie auch massive Erd- oder Steinbewegungen. Grobes Werkzeug (Bohrhämmer, Schläuche, ....) darf nicht verwendet werden. Außerdem ist das Biwakieren oder die Übernachtung im Zelt nicht gestattet. Das wird auch von den Nationalparkwarten überprüft und kann eine Verwaltungsstrafe nach sich ziehen.
Verhält man sich aber entsprechend, dann ist die Smaragdsuche eine ausgesprochen spannende Sache. Besonders Kinder finden großen Spaß an der Schatzsuche.
Man darf trotz aller Spannung nicht vergessen, dass man sich im alpinen Gelände befindet und dort die alpinen Gefahren nicht zu unterschätzen sind (Wetterumschwünge,
Steinschlag, ...).

Wichtige Adressen

Tourismusbüro Bramberg
Stoitznergasse 3, 5733 Bramberg; Tel: 06566/7251

Gasthaus Enzian im Habachtal
Fam Alois Blaikner, Schönbach 2, 5733 Bramberg;
Tel: 06566/7383

Gasthaus Alpenrose im Habachtal
Fam. Manfred Egger, Wenns 90, 5733 Bramberg; 06566/8670

Taxi Innerhofer, Bramberg
Walter Innerhofer, Sportstraße 226, 5733 Bramberg, Tel:06566/7451

Nationalpark Hohe Tauern
Nationalparkverwaltung, Sportplatzstraße 306, 5741 Neukirchen; Tel: 06565/6558

Erwin Burgsteiner

Geschichtliches zum Habachtaler Smaragdvorkommen:

Es wird berichtet, dass bereits die Römer im Habachtal Smaragde schürften. Dies ist nicht zweifelsfrei zu belegen. Wahrscheinlich wurden Smaragde von den Einheimischen über Jahrhunderte nicht gezielt gesammelt, sondern nur wegen ihrer schönen Farbe aufgehoben, wenn sie sich an der Erdoberfläche befanden.
1669 erwartete Prinzessin Anna di Medici vom dänischen Gelehrten Niels Stensen einen Bericht über die Smaragdgruben im Habachtal.
Als die wohlhabende Senningerbräuerin Maria Rottmayr 1732 starb, waren in ihrem Nachlass zwei Goldringe mit Smaragden aus dem Habachtal.
1797 hat Schroll den Fund einer kleinen dunkelgrünen Säule beschrieben, die er beim Zerschlagen eines Glimmerbrockens entdeckte.
1821 beschrieb der Mineralienhändler J. Frischholz ausführlich das Smaragdfundgebiet im Habachtal.
1829 machte Bergdirektor Mielichhofer einen Smaragdfund in der Sedlalpe.
1859 veröffentlichte Zepharovich im Mineralogischen Lexikon Österreichs genauere Angaben über das Smaragdvorkommen. Daraufhin wurde das Gebiet genauer abgesucht; es wurden mehrere schöne Steine gefunden.
1862 veranlassten Samuel Goldschmidt diese viel versprechenden Funde dazu, das ganze Gebiet zu kaufen. In über 2000m Höhe ließ er das Berghaus errichten und unterhalb der Legbachscharte wurden mehrere Stollen in den „Smaragdpalfen“ getrieben. Die Ausbeute soll gut gewesen sein.
Nach dem Tod von Goldschmidt (1871) wurde der Abbau vorübergehend eingestellt.
In den Folgejahren übernahm die englische Gesellschaft Limited Forster das Bergwerk und beschäftigte 30 Knappen, die den Abbau mit gutem Erfolg betrieben.
1896 kam die Emerald Mines Ldt. aus London in den Besitz der Gruben.
1913 musste der Betrieb wegen hoher Schulden, die durch einen schlechten Verwalter angehäuft wurden, eingestellt werden.
Die Gemeinde Bramberg kaufte das gesamte Areal relativ günstig, da noch ein beträchtlicher Teil an Gemeindesteuern ausständig war.
1917 konnte der Sägerwerksbesitzer Anton Hager aus Traunstein das Bergwerk erwerben. Aber auch ihn zwangen wirtschaftliche Schwierigkeiten (1. WK- Wirtschaftskrise) die Mine 1927 zu verkaufen.
Nach der deutsch- österreichischen Edelsteinbergwerksgesellschaft und der schweizerischen Gesellschaft für modernen Bergbau kam das Bergwerk schließlich in den Besitz von Justizrat Max Gaab aus München.
1938 wurde Österreich von der Landkarte gestrichen – die Besitzverhältnisse dieser Zeit sind verworren.
Nach dem Krieg bewarb sich Oberst Zieger bei den amerikanischen Besatzungsmächten um den Posten des Minenverwalters.
Er war von 1945 bis 1949 im Bergwerk tätig und verschliff die gefundenen Steine selbst.
Auf Zieger folgten Hubicky und das Duo Caha- Eberl.
1963 erfolgte die offizielle Rückstellung des Bergwerks an den Rechtsanwalt Karl Gaab. Seine Aufsichtspersonen am Bergwerk und in der Goldschmidthütte waren über viele Jahre Studenten aus München.
1975 bewarb sich Sebastian Berger gemeinsam mit Klaus Wenzel und Heinrich Hammerle bei Gaab um den Aufsichtsposten.
Streitigkeiten und gegenseitiges Misstrauen beim Fund von außergewöhnlich großen Phenakiten führten bald dazu, dass sich die drei trennten und Berger ab 1976 die alleinige Aufsicht hatte. Er sicherte die Stolleneingänge mit Eisentüren, ließ per Hubschrauber einen Wohnwagen in die unmittelbare Nähe des Bergwerks schaffen und trieb viele Meter Stollen in den Berg.
Die etwa 10 Jahre dauernde Ära Berger war sowohl für Funde als auch für die wissenschaftliche Erforschung ergiebig verlaufen.
1986 beging Berger, der schon jahrelang psychische Probleme hatte, auf tragische Weise Selbstmord.
Alois Steiner und Alois Hofer, beide Mineraliensammler aus Bramberg, wurde ab 1986 der Aufsichtsposten übertragen. Die sich bereits in einem sehr schlechten Zustand befindliche Goldschmidthütte wurde unter großem Aufwand hergerichtet und dient seither wieder als Unterkunft für die Bergwerkspächter.
Der Abbau im Berg erwies sich durch die sehr labilen Gesteinsschichten und durch mangelhafte Pölzung als überaus schwierig und es musste viel Zeit und Energie aufgewandt werden um den bestehenden Stollen zu sichern. Der Erfolg durch gute Funde lässt aber in den Anfangsjahren auf sich warten und Alois Hofer steigt aus.

Seit Anfang der neunziger Jahre ist die Familie Steiner alleiniger Pächter des Smaragdbergwerks und betreibt den Abbau mit Erfolg.
Nur durch hervorragendes Fachwissen, das für die Stollenführung nötig ist, besteht die Möglichkeit, noch nicht ausgebeutete Bereiche im Innern des Bergesaufzuspüren. Da wirklich gute Steine sehr rar sind und leider nur selten gefunden werden, ist es hilfreich, dass auch Smaragde von minderer Qualität im eigenen Mineralienhandel vermarktet werden können. Dies bildet die Grundlage, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Erich Mosser

Der mittlere Teil der Leckbachrinne
Der obere Teil der Leckbachrinne mit dem Eingang zum Bergwerk - siehe Rechteck
Bergwerkseingang
Der mittlere Teil der Leckbachrinne, rechts im Hintergrund der Nasenkopf, links das Goldschmidthaus - siehe Rechteck
Im Sedl- unterer Teil der Leckbachrinne
Jetzt wird es interessant ...
Die Farbe passt!
Schau genau!
Das "Sedl" mit Blickauf den Graukogel
Im untersten Teil des Sedls, im Leckbachklamml

Bilder:
Mosser Erich
Scheiterbauer Kurt

Historische Aufnahmen:

Das Goldschmidthaus
Smaragdbergwerk- Waschanlage beim C-Stollen
Knappen beim Stolleneingang - um 1908
Wasserleitung zum unteren Stollen
Auf dem Nasenkopf oberhalb des Goldschmidthauses
Gasthof Alpenrose um 1920
Hans Zieger beim Smaragdschleifen - um 1950

Smaragdsucherromantik in den 70-igern

Sebastian Berger 1979


Bilder : Archiv Burgsteiner Erwin